Am 08. und 09. März fand im Rahmen des Democracy Labs des Progressiven Zentrums die Learning Journey “Demokratie im Arbeitsalltag” statt, zusammen mit den Organisationsentwicklern von compassorange.
Ziel der „Learning Journey“ ist es, in einem persönlichen Rahmen eine diverse Gruppe von AkteurInnen aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft zu vernetzen und sie in der gesellschaftlichen Umsetzungs- und Veränderungskompetenz zu stärken. Darüber hinaus gilt es, eine „Gemeinschaft auf Zeit“ zu bilden, um das Thema „Demokratie im Arbeitsalltag“ zu besprechen, den Teilnehmenden einen Blick über den Tellerrand der eigenen Organisation zu ermöglichen und sich auszutauschen.
Demokratie im Arbeitsalltag: Mentale Modelle und der Umgang mit Widerstand
Zwei wichtige Themen, die bereits während der ersten zwei Workshop-Tage angesprochen wurden, waren die „mentalen Modelle“, mit denen man Muster-Verhaltensweisen besser verstehen kann. Jede/r von uns agiert basierend auf einem Wertesystem und arbeitet mit einer Reihe von Prinzipien und Regeln. Im Arbeitsalltag müssen dennoch Entscheidungen getroffen, Konsense gefunden und Diskussionen geführt werden, bei denen diese individuellen Prinzipien aufeinanderstoßen und Konfliktpotenzial entsteht.
Aus diesen unterschiedlichen Perspektiven kann dann auch der Widerstand gegenüber einem Veränderungsprozess entstehen. Ein angemessener Umgang mit Widerständen, ohne die Probleme unter den Teppich zu kehren, ist hier wichtig. Denn Widerstand sei oft negativ konnotiert, könne aber auch Impuls für positive Veränderungsprozesse sein. Dabei müsse man zunächst verstehen, auf welcher Ebene der Widerstand stattfindet: Ist es ein reines Informationsdefizit, handelt es sich um erfahrungsbasierte Widerstände oder um tiefsitzende Überzeugungen wie beispielsweise Religion? Darüber hinaus ist Distanz ein wichtiges Instrument, um die eigenen Motive besser zu verstehen und aus der „Vogelperspektive“ einen neutraleren Blick auf die Situation zu ermöglichen. Erfolgreiche Führungskräfte balancieren so im Spannungsfeld zwischen „bewahren“ und „verändern“.
Welche Praxisformen der Demokratie im Spannungsfeld von Politik und Verwaltung?
Wie erlebt man Demokratie im Arbeitsalltag? Gibt es Spannungen zwischen verschiedenen Stakeholdern und Interessengruppen, zwischen basisdemokratischen Diskussionen und Effizienz? Die Gestaltungsmöglichkeiten von MitarbeiterInnen und eine offene Kommunikation spielen in Veränderungsprozessen von Organisationen eine wichtige Rolle um Wandel herbeizuführen.
Schließlich wurden Ideen für die Demokratisierung auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene gesammelt und es wurde überlegt, wie politische Willensbildung neu gedacht werden kann. Was bedeutet Demokratie in der Praxis? Welche Rollen haben Parteien, um BürgerInnen nicht nur eine Entscheidungsfreiheit bei Wahlen zu geben, sondern auch als Organisationen, die zur politischen Bildung aller BürgerInnen beitragen und zu Engagement anregen? Wie kann die Wertschätzung eines unter Druck geratenen demokratischen Systems erhöht werden, indem Demokratie als Lebensumfeld im Alltag gelebt wird? Erste Vorschläge und Empfehlungen wurden während der “Learning Journey” diskutiert und werden auch im Rahmen der nächsten Termine eine Rolle spielen.
Hintergrund
Die weiteren Termine finden am Donnerstag, 19. April von 14.30 – 18.30 Uhr und Freitag, 20. April von 9.30 – 17.30 Uhr und Donnerstag, 28. von 14.30 – 18.30 Uhr und Freitag, 29. Juni von 9.30 – 13.30 Uhr statt. Die „Learning Journey“ ist angelehnt an ein vom Deutschen Stifterverband ausgezeichnetes Best-Practice Entwicklungsprogramm von compassorange. Sie umfasst eine Mischung aus Team- und Einzelcoachings, die auf die Förderung von Schlüsselkompetenzen von Change-Agents mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Selbstverantwortung- und Stärkung der Selbstorganisation abzielen. Hier finden Sie die Ausschreibung und hier weitere Informationen zur Learning Journey.
Das Democracy Lab des Progressiven Zentrums beschäftigt sich mit dem Thema Vernetzung von AkteurInnen in der Demokratiearbeit und Innovationsförderung im Kontext des Projekts „Demokratische Innovationen für eine Gesellschaft im Wandel“, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms “Demokratie leben!“.
