Allgemein

Im Rahmen des Democracy Labs von Das Progressive Zentrums hat sich eine Gruppe engagierter Menschen aus unterschiedlichen Kontexten von Ministerien bis Zivilgesellschaft gemeinsam auf den Weg gemacht, neue Impulse für die alltägliche Arbeit in der und für die Demokratie zu generieren. Den Bericht dazu und die Fotogalerie präsentieren wir auf dieser Seite, Video-Testimonials der TeilnehmerInnen finden Sie hier.

Als “Gemeinschaft auf Zeit” wollten die Teilnehmenden in der gemeinsamen Unternehmung „Learning Journey – Demokratie als Arbeitsalltag“ persönliche wie gesellschaftliche Umsetzungs- und Veränderungskompetenz stärken. Die Herausforderungen, die mit demokratischen Prozessen im Arbeitsalltag gestellt werden, standen im Fokus.

Unter anderem bestehen diese darin, den divergierenden Interessen verschiedener Gruppen gerecht zu werden und eine gesunde Balance  zwischen basisdemokratischen Diskussionen und Effizienz zu finden. Hinzu kommt die Frage, wie wir uns organisieren und engagieren, dabei aber die Balance zwischen den unterschiedlichen Anforderungen des Alltags halten können.

Diese Fragen und Überlegungen wurden während bei sechs Terminen zwischen März und Juni 2018 aufgeworfen.

Widerstände als Impuls für positive Veränderungsprozesse

Im Fokus des gemeinsamen Auftaktworkshops im März stand die Identifikation hinderlicher und förderlicher „Muster“ der Arbeit in diesem Spannungsfeld. Hauptsächlich ging es um Widerstände in der Prozessgestaltung. JedeR von uns agiert basierend auf einem Wertesystem und arbeitet mit einer Reihe von Prinzipien und Regeln. Im Arbeitsalltag müssen jedoch Entscheidungen getroffen, Konsens gefunden und Diskussionen geführt werden, bei denen derartige Prinzipien aufeinanderstoßen und somit Konfliktpotenzial entsteht. Aus diesen unterschiedlichen Perspektiven kann auch Widerstand gegenüber Veränderungsprozessen entstehen.

Widerstand ist oftmals negativ konnotiert, kann aber auch Impuls für positive Veränderungsprozesse sein. Dafür ist es wichtig zu verstehen, auf welcher Ebene der Widerstand stattfindet: Basiert er auf einem reinen Informationsdefizit, auf Erfahrung oder tiefsitzenden (z.B. religiösen) Überzeugungen?

Darüber hinaus ist Selbstreflexion notwendig, um eigene Motive besser zu verstehen und aus der „Vogelperspektive“ einen neutraleren Blick auf die Situation zu ermöglichen. Erfolgreiche Führungskräfte balancieren so im Spannungsfeld zwischen „bewahren“ und „verändern“. Von der Gruppe wurden ebenfalls „Mentale Modelle“ identifiziert, mit denen man Muster-Verhaltensweisen besser verstehen und vor allem nutzbar machen kann.

“Communities of Practice” bilden, um Wandel herbeizuführen

Nach persönlichen Coachings zur Schärfung individueller Lerninteressen und Herausforderungen in der Zwischenzeit fand am 19. und 20. April der zweite gemeinsame  Workshop der Gruppe statt.

Die Gestaltungsmöglichkeiten von MitarbeiterInnen und eine offene Kommunikationsweise standen während dieses zweiten Workshops im Mittelpunkt. Beides spielt in Veränderungsprozessen von Organisationen eine wichtige Rolle, um Wandel herbeizuführen. Im Zwischenraum zwischen diesen Feldern ist es nicht nur eine Herausforderung, “Communities of Practice” zu bilden, sondern auch diese aufrechtzuerhalten.

Der Widerspruch zwischen dem Anspruch, als Gruppe zumindest einen Teil unsere Gesellschaft repräsentieren zu wollen, andererseits aber aufgrund der hohen sozioökonomischen Homogeneität der Teilnehmenden große Teile der Gesellschaft nicht gut repräsentieren zu können, befeuerte die Debatte: Ziel ist es, untereinander besser in Kontakt zu kommen, doch wie schaffen wir es, Unsicherheiten und Vorbehalte abzulegen? Demokratie heißt zu binden, aber auch einzugliedern. Wie können wir uns also organisieren, ohne in exklusive Netzwerke zu verfallen?

Spaß haben, Inhalte leben: Das richtige Rezept für eine erfolgreiche partizipative Gemeinschaft

Im Rahmen eines “Dragon Dreaming”-Prozesses – ein philosophisch-methodischer Rahmen basierend auf Prinzipien von Nachhaltigkeit, persönlichem Wachstum, und Gemeinschaftsbildung – wurden Zukunftsvisionen für eine weitere Stärkung von AkteurInnen im Arbeitsalltag von Demokratie entwickelt und Methoden partizipativen “Community Buildings” praktisch erprobt und diskutiert.

Ideen für Demokratisierung auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene, die bereits im ersten Workshop gesammelt wurden, wurden weiter gesponnen und konkretisiert. Wichtig waren dabei die Überlegungen,  wie man im Arbeitsalltag aktiv Demokratie und Kooperation statt Wettbewerb fördern kann, und wie man als Gruppe mit unterschiedlichen individuellen Ausgangslagen und Entwicklungsinteressen in lebendigem Austausch bleiben kann.

Die Rolle der Parteien bei der Stärkung der Entscheidungsfreiheit von BürgerInnen — über Wahlen hinaus — war zentraler Fokus der Diskussion. Dabei ging es auch darum, wie die Wertschätzung für ein unter Druck geratenes demokratisches System erhöht werden kann, indem Demokratie als Lebensumfeld im Alltag gelebt wird. Spaß kann dabei als eine wichtige motivatorische Triebfeder funktionieren.

Insbesondere die Frage nach der ‘persönlichen Haltung’ war Ausgangspunkt für kreative Projektideen  – ob z.B. die eigene Lebens-und Arbeitsweise eigentlich demokratisch ist, oder welche Haltung BürgerInnen und Organisationen pflegen, um Demokratie in ihrer alltäglichen Praxis zu stärken. Relevant ist vor allem die Erkenntnis, dass man keine “Learnings” weitergeben kann, deren Inhalte man selbst nicht lebt.

Die Learning Journey hat so den Teilnehmenden einen Raum für Austausch und für einen mehrmonatigen Reflektionsprozess gegeben. Die “Gemeinschaft auf Zeit” hat sie hoffentlich in ihren tagtäglichen Aufgaben – und für die Demokratie – gestärkt.

Begleitet wurde diese Maßnahme von Carolin Gebel, Partner und Senior Consultant der compassorange GmbH. Die „Learning Journey“ war  angelehnt an ein vom Deutschen Stifterverband ausgezeichnetes Best-Practice Entwicklungsprogramm von compassorange. Sie umfasste eine Mischung aus Team- und Einzelcoachings, die auf die Förderung von Schlüsselkompetenzen von Change-Agents mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit und Selbstverantwortung- und Stärkung der Selbstorganisation abzielten. Hier finden Sie die Ausschreibung und hier weitere Informationen zur Learning Journey.

Das Democracy Lab von Das Progressive Zentrum beschäftigt sich mit dem Thema der Vernetzung von AkteurInnen in der Demokratiearbeit und Innovationsförderung im Kontext des Projekts „Demokratische Innovationen für eine Gesellschaft im Wandel“, gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms “Demokratie leben!“.

 

Eindrücke der Learning Journey

Fotos von Jacob & Alex, 2018.